06.09.2019, Konrad Walzer

Dresden am 06.09.2019 um 6.30 Uhr, der Wecker klingelt. Die Hospitation im Kinderhaus erwartet mich. Seit zwei Jahren sind unsere Kinder voller Freude in der Blumengruppe. Jetzt bot sich die Chance mehr zu erfahren.

Nach Rücksprache mit Frau Opitz waren wir uns einig, die Hospitation findet in der Delfingruppe statt. Eine tolle Gelegenheit in einer anderen Gruppe unvoreingenommen Eindrücke zu sammeln. Mit einer gut sortierten Mappe an Infomaterial und Aufgaben zu den Bildungsschwerpunkten nebst Kamera bin ich bereit für den großen Tag. Ich wähle aus den vorgegebenen Schwerpunkten soziale Bildung und kommunikative Bildung.

Frau Gerling begrüsst mich herzlich zur Delfingruppe und zeigt mir die Bastelräume. Ich bin aufgeregt, Frau Gerling sagt sie auch. Der Bezug zur naturwissenschaftlichen Bildung ist offensichtlich, Werkzeug, alte Geräte und Material wie Rollen, Korken, etc. laden zum Entdecken ein. Rote Hände als Aufsteller und Namenszettel werden von den Kindern genommen um anzuzeigen, dass die Arbeit pausiert und fort geführt wird. Ein erster Hinweis auf Selbstorganisation, der sich im Morgenkreis verstärken sollte.

Im Morgenkreis sitzen wir wie gewohnt im Kreis, Klangschale und Kerzen in der Mitte. Ein Junge möchte gern dem Morgenkreis beiwohnen, um dann gleich sein Experiment leidenschaftlich fortführen zu können. Frau Gerling bittet um Ruhe. Da habe ich mein erstes Aha-Erlebnis, ein Kind ist die Chefin im Morgenkreis.

Soziale Bildung über Selbstorganisation

Der gesamte Morgenkreis findet selbstorganisiert statt. Die Chefin des Morgenkreises organisiert die Aufgabenverteilung wie Klangschale, Kerze, Obst und Wasserverteilung. Auch hat sie Lieder für den Morgenkreis vorbereitet. Natürlich darf auch die Anwesenheitsliste nicht fehlen, die gewissenhaft und mit dem gebotenen Ernst von der Chefin ausgefüllt wurde. Ich beobachte interessiert, dass all die Aufgaben nur eine minimale Hilfestellung von Frau Gerling benötigen.

Wir singen vier Lieder, bis hin zu „Cowboy Jim aus Texas“. Von einem der Lieder baut Frau Gerling eine Brücke zu dem Begriff des Zungenbrechers. Nach kurzer Erklärung dürfen einige einen Zungenbrecher zum Besten geben. Ein gutes Beispiel von vielen, wie das soziale Miteinander vermittelt wird. Zuhören und Aufgreifen von Gesagtem, also kommunikative Bildung.

Eine Eisenbahn für kommunikative Bildung

Am Ende der Lieder beginnt ein Kind von der Modelleisenbahn seines Opas zu erzählen. Sogleich wird gefachsimpelt über Züge im Allgemeinen und die Parkeisenbahn im Speziellen (die kennt wohl jedes Kind). Frau Gerling achtet darauf aktiv zuhören zu lassen und jeden ausreden zu lassen. Geschickt wird dann das Eisenbahnlied angestimmt um wieder Zug in den Morgenkreis zu bekommen.

Experimente

Nach dem Morgenkreis verteilen sich die Kinder auf ihre Räume oder stürmen nach draussen in der Garten. Nur für einen beginnt das große Experiment. Mehrere Gläser verbunden mit Schläuchen, ein Strohhalm und Dichtungen aus Knete dienen zum Luft-Wasser-Druck- Transport. Einmal in den Strohhalm gepustet wird durch die Luft das Wasser in den Schlauch und damit die anderen Gläser gedrückt. Sofort werde ich mit einbezogen und mir der Aufbau erklärt. Nachdem ich meine Bohrkünste für Gläserdeckel unter Beweis gestellt habe, bin ich ganz dabei.

Diese respektvolle, offene und einbeziehende Interaktion begegnet mir auch weiter im Kinderhaus. Weitere Kinder zeigen mir sofort ihre Werke, wie eine Legofeuerwehr oder das enorme Raumschiffbootshaus.

Aber, ich treffe nicht nur Kinder, sondern auch Erzieher. Auch hier werde ich offen und freundlich begrüßt. Dank der Hospitation kann ich mich mit den Erziehern in Ruhe austauschen.

Im Garten

Im Garten angekommen interessiert mich wie man als Erzieher eigentlich den Überblick behält. Ich erfahre, dass der Garten in Bereiche aufgeteilt ist und man besonderes Augenmerk auf mögliche Konflikt- situationen hat, aber auch, dass man Vertrauen in die Kinder setzt. Je länger ich im Garten bin, desto mehr bekomme auch ich einen Überblick und verstehe.

Da die Mittagszeit herannaht werden die Kinder erneut in die Organisation mit einbezogen. Die Essenliste wird von Frau Schäfer unter Argusaugen der Kinder ausgefüllt. Ich bleibe draußen und wurde inzwischen auch von meinen Kinder erspäht. Zusammen mit anderen Kindern demonstrieren sie mir sportliche Kunststücke. Als das Essen beendet ist, endet auch meine Hospitation mit einem Abschlussgespräch.

Mein Fazit

Meine Hospitation im Kinderhaus war eine schöne und bereichernde Erfahrung. Auch ist es eine wunderbare Gelegenheit zum Kennenlernen einer anderen Gruppe. Eine Gelegenheit die man nutzen sollte.